10 Fragen an ... Michael Sondermeyer

Foto: Markus Kleymann

Die Fragen ...

1. Wann und warum bist du Zauberkünstler geworden?

Weil ich mich schon im Alter von acht Jahren – initiiert von einem Jungen im Nachbar-Wohnwagen auf dem Campingplatz im Schwarzwald – für die Zauberkunst interessiert habe und später nach meinem Studium der Pädagogik versucht habe, Zauberei und Pädagogik irgendwie zusammenzubringen, was dazu geführt hat, dass ich in den ersten Jahren meiner professionellen Zauberlaufbahn fast ausschließlich für Kinder gezaubert habe.

2. Wie würdest du dich selbst in ein paar Worten charakterisieren?

Ich versuche auf der Bühne immer, mit Understatement zu arbeiten, denn wenn die Erwartungen des Publikums nicht besonders hoch sind, wirkt das, was man macht oft besser, als wenn die Erwartungen wer weiß wie hoch sind und dann aber nichts kommt …

3. Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Mein Stil ist relativ minimalistisch. Ich versuche, ohne viele Requisiten auszukommen und mit meiner Person die Bühne zu füllen. Dabei ist mir auch immer die Beteiligung des Publikums wichtig. Die Zuschauer einbinden zu können ist ein Plus, das wir Zauberkünstler gegenüber anderen Kunstformen haben, und wir sollten es nutzen.

4. Wer und was inspiriert dich für deine Kunst und wer sind deine wichtigsten Vorbilder?

Vorbilder sind für mich natürlich meist diejenigen, die ich in der Jugend bewundert habe. Und das Schöne ist, dass ich inzwischen mit vielen von ihnen gut befreundet bin.

5. Was willst du mit deiner Kunst beim Zuschauer auslösen?

Lachen und Staunen (vielleicht sogar in dieser Reihenfolge). Zumindest ist für mich beides gleich wichtig.

6. Was ist für dich der perfekte Zeitpunkt und Ort, damit der Zuschauer deine Kunst richtig genießen kann?

Ich habe mich eigentlich darauf spezialisiert, an möglichst vielen Orten und zu möglichst vielen Zeitpunkten zu zaubern, also Programme zu entwickeln, die überall funktionieren. Am schönsten sind natürlich abendfüllende Auftritte, zu denen die Zuschauer explizit kommen, um Zauberei zu sehen. Aber auch das Publikum in den verschiedensten Orten mit Close-Up-Zauberei zu überraschen, hat für mich einen großen Reiz.

7. Wie wichtig ist es für dich in der Kunst deine Komfortzone zu verlassen?

Ich verlassen mich schon gerne auf Bewährtes. Meine Komfortzone verlassen ich beispielsweise dann, wenn ich versuche, ein neues Kunststück ins Programm aufzunehmen. Da es sich erst einschleifen muss und zu Beginn natürlich nicht gegen eingespielte Tricks ankommen kann, fällt es mir sehr schwer, Neues ins Programm zu integrieren.Es dauert dann oft lange, bis ich mich traue, einen Trick vor Publikum auszuprobierenden, obwohl er schon Monate auf dem Zaubertisch liegt – im letzten Moment lasse ich ihn dann doch weg …

8. Welche Rolle spielen für dich die sozialen Medien?

Eigentlich keine. Ich habe zwar eine Homepage, aber das ist auch schon alles. Und auch nach den ganzen Corona-Erfahrungen der letzten zwei Jahre bin ich immer noch der Meinung , dass – zumindest für mich – die Zauberei online keine Alternative zu Live-Auftritten ist. Die Zauberkunst lebt von der Unmittelbarkeit. 

9. Was sind deine kurz- und langfristigen Ziele, oder welche Wünsche hast du noch in deiner Karriere als Zauberkünstler?

Nachdem ich kurz befürchtet hatte, die Corona-Pandemie sei das Aus meiner magischen Aktivitäten, habe ich mit großer Freude wieder begonnen, Auftritte zu absolvieren. Ansonsten liegen meine zukünftigen Ambitionen mehr in meiner Arbeit in unserer „Stiftung Zauberkunst“, um die Zauberkunst und ihre Geschichte zu dokumentieren und zu bewahren. 

10. Welche Ratschläge würdest du jungen Nachwuchszauberern mit auf den Weg geben?

Das ist relativ kurz beantwortet: lesen, lesen, lesen (und nicht so viel YouTube-Zauberei konsumieren).

*Dieses Interview wurde in deutscher Sprache geführt.

Porträt

Michael Sondermeyer,  (*25. September 1952 in Witten), ist ein deutscher Zauberkünstler, Händler, Verleger und Fachbuchautor.

Zusammen mit Uwe Schenk gründete er in den 1990er Jahren den sic! Verlag. Die beiden betreiben ein Antiquariat für Zauberliteratur und -artikel in der Nähe von Münster. 

Am 03.11.2018 gründete er, ebenfalls mit Uwe Schenk, die Stiftung Zauberkunst. Das Ziel der Stiftung ist die Schaffung eines Zentrums der Zauberei, mit einem Museum, Zaubertheater und einem umfangreichen Archiv zur Zauberkunst. Weitere Infos zur Stiftung findet man auf der Website der Stiftung Zauberkunst.

Weitere Interviews

10 Questions for ... Michael Sondermeyer

Photo: Markus Kleymann

The questions?

1. when and why did you become a magician?

Because I became interested in the art of magic at the age of eight – initiated by a boy in the neighboring caravan at the campsite in the Black Forest – and later, after studying education, I tried to somehow bring together magic and education, which led to the fact that in the first years of my professional magic career I performed magic almost exclusively for children.

2. how would you characterise yourself in a few words?

I always try to work with understatement on stage, because if the expectations of the audience are not particularly high, what you do often works better than if the expectations are who knows how high and then nothing comes …

3. how would you describe your style?

My style is relatively minimalist. I try to get by without many props and to fill the stage with my person. The participation of the audience is also always important to me. Being able to engage the audience is an asset we magicians have over other art forms, and we should take advantage of it.

4. who and what inspires you for your art and who are your most important role models?

For me, role models are, of course, mostly those I admired in my youth. And the nice thing is that I am now good friends with many of them.

5. what do you want to trigger in the audience with your art?

Laughter and amazement (maybe even in that order). At least, both are equally important to me.

6. what is the perfect time and place for the viewer to enjoy your art?

I actually specialize in doing magic in as many places and at as many times as possible, that is, developing programs that work everywhere. Of course, the best are full-length performances, where the audience comes explicitly to see magic. But surprising audiences in a variety of venues with close-up magic also has a great appeal for me.

7. how important is it for you to leave your comfort zone in art?

I already like to rely on the tried and tested. I leave my comfort zone, for example, when I try to add a new piece of art to the program. Since it first has to become established and at the beginning of course can not compete with well-rehearsed tricks, it is very difficult for me to integrate new things into the program. It often takes a long time until I dare to try out a trick in front of an audience, although it has been lying on the magic table for months – at the last moment I leave it out …

8. what role does social media play for you?

None, actually. I have a homepage, but that’s all. And even after all the Corona experiences of the last two years, I still think that – at least for me – magic online is not an alternative to live performances. The art of magic lives from immediacy.

9. what are your short and long term goals or aspirations for your career as a magician?

After briefly fearing that the Corona pandemic would be the end of my magical activities, it was with great joy that I began performing again. Otherwise, my future ambitions lie more in my work in our „Magic Foundation“ to document and preserve the art of magic and its history.

10. what advice would you give to young magicians?

That’s a relatively short answer: read, read, read (and don’t consume so much YouTube magic).

*This interview was conducted in German.

Portrait

Michael Sondermeyer, (born September 25, 1952 in Witten), is a German magician, dealer, publisher and specialist book author.

Together with Uwe Schenk he founded in the 1990s the sic! publisher. The two run an antiquarian bookshop for magic literature and articles near Münster.

On 03.11.2018 he founded, also with Uwe Schenk, the Foundation Magic Art. The aim of the foundation is the creation of a center of magic, with a museum, magic theater and an extensive archive on the art of magic. More info about the foundation can be found at the website of the Magic Foundation.

More Interviews