Daniel Kühne
Kühne's Perspektive
Zaubern geht für mich über bloße Unterhaltung hinaus: Es geht darum, eine tiefgreifende Reaktion beim Zuschauer zu erzeugen. In diesem Artikel erkläre ich, warum wahre Magie erst entsteht, wenn der Zuschauer die Grenze zwischen Realität und Illusion nicht mehr erkennt.
„Warum Zaubern – und wenn ja, warum Close-Up?“
Es gibt letztendlich nur einen Grund zu zaubern: nämlich eine Reaktion beim Zuschauer zu provozieren. Musiker, Maler und Bildhauer beispielsweise provozieren eine Reaktion beim Betrachter, aber zusätzlich kann der Künstler selbst als Betrachter oder Zuhörer fungieren und sich an der Musik, dem Bild oder der Skulptur erfreuen. Der Zauberer kann das nicht, denn die Zauberei findet ausschließlich in den Köpfen der Zuschauer statt.
Pit Hartling hat einmal geschrieben:
Two conditions are necessary to produce magic:
One, the method must be completely deceptive.
Two, the spectator must not believe that magic is real.
Ich habe jahrelang nach einem einzigen Gegenbeispiel zu Punkt zwei gesucht, aber muss zugeben, ich habe bis jetzt noch keines gefunden.
Welche Reaktion ist also erstrebenswert?
Die meisten Zauberer – vom blutigen Anfänger bis zum erfolgreichen Profi – glauben, dass, wenn der Zuschauer denkt: „Ich weiß nicht, wie das geht, aber es war ein charmanter Künstler und kurzweilig noch dazu“, sie dann erfolgreich gezaubert hätten. Das glaube ich nicht. Sie haben dann erfolgreich unterhalten, aber eben nicht gezaubert, denn die Definition des Zauberns lautet: The Illusion of the Impossible.
Nicht wissen ist die Regel und nicht die Ausnahme im Leben. Wer weiß schon, wie ein Smartphone, Radio, Fernsehen, Geld, Medizin etc. funktioniert? Es funktioniert, und man könnte nachforschen, wenn man wollte, aber das ist in der Regel nicht notwendig – allerdings ist es selbstverständlich keine Zauberei.
Es wird erst dann unmöglich, dass das Gesehene gar nicht funktionieren kann. Erst dann kommt es zur kognitiven Dissonanz: zwei Dinge werden gleichzeitig für wahr gehalten, können es aber nicht gleichzeitig sein. Das kritische Denken wird extrem beansprucht, bis es aufgeben muss.
Um dies zu erreichen, müssen deutlich mehr Mühen auf sich genommen werden als nur ein Rätsel zu präsentieren, dessen Lösung der Zuschauer halt nicht kennt. Die Belohnung ist dafür, dass die Vorstellung viel tiefere Wirkung hinterlässt.
Nicht jeder Trick und jede Routine hinterlässt so eine Wirkung, sondern die Gesamtwirkung bzw. der letzte oder vorletzte Effekt. Der Zuschauer muss metaphorisch an der Hand genommen werden, damit er an dieses Ziel gelangt.
Dazu ist es unerlässlich, dass er sein kritisches Denken nicht aufgibt, sondern dass es ihm genommen wird – will heißen, dass er zum Aufgeben gezwungen wird. Das Vorgehen ist „psychological warfare“, und der Widerstand des Zuschauers ist zu brechen.
Hört sich martialisch an, ist aber so.
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